Problem Temperatur
Legionellen leben in einer Art Mikrokosmos,
z.B. in Protozoen des Biofilms und können sich in Wirtszellen, z.B. Amöben intrazellulär vermehren. Ihre Konzentration im Wasser hängt ab von der Länge der Verweilzeiten (Stagnation), geeigneten Nahrungsgrundlagen (z.B. Sedimente in Behältern), dem Säuregrad, vor allem aber von der Temperatur.Legionellen lieben warmes Wasser
Der Komfort geheitzter Schwimmbecken und Pools birgt deshalb, hinsichtlich der Konzentration von Krankheitserregen im Beckenwasser und Duschanlagen, ein erhöhtes Risiko. Gerade der von den Badegästen als so angenehm empfundene Tenperaturbereich zwischen 27°C und 37°C, gilt im Bezug auf Populationsdichte und Wachstum von Legionellen als sehr problematisch.
Laut Fields (2002) findet die Vermehrung in einem Temperaturbereich zwischen 25°C bis 45°C statt, das optimale Wachstum liegt bei 35°C. Andere Quellen benennen eine Spannweite von 25°C bzw 30°C bis 45°C bzw. 50°C und ein Optimum bei 37°C. Erst ab 50°C wird das Wachstum gehemmt, ab 55°C kommt es langsam zum Absterben, während Temperaturen über 60°C in der Regel nicht überlebt werden.
In den Zysten (widerstandsfähige Dauerformen) von Amöben können die Legionellen großen Schwankungen der Temperatur, des Säuregrads, bioziden Substanzen ebenso wie den üblichen Trinkwasseraufbereitungsmaßnahmen widerstehen.Zu einer hohen Anreicherung von Legionellenkeimen kommt es typischerweise in Heißwassertanks
sowie in Bereichen des Wasserleitungssystems, in denen gelegentlich oder regelmäßig eine Stagnation des Wassers eintritt, vor allem über Wochen stagnierende/tote Wasserleitungen, vorübergehend nicht genutzte Wohnungen, Neubauten, Sanierungen und Umbauten, saisonal betriebene Anlagen (z.B. Campingplätze, Freibäder), Sportanlagen, hydrotherapeutische Einrichtungen (Sauna, Whirlpool, Fontänen, Rutschen etc.), Hallenbäder, Springbrunnen etc..
Besonders sensibel sind die zentralen Wasserversorgungen in Krankenhäusern, Sanatorien, Altenheimen, Hotels und Zahnarztpraxen (Mundspüleinrichtungen), auch wegen des stärker „gefährdeten“ Nutzerkreises. Des weiteren stehen auch technische Anlagen wie z.B. die Wasserstrahltechnik in Produktionsstätten (Reinigung, Autowaschanlagen), Kühltürme oder auch Lüftungsanlagen mit Aerosolbildung in der Diskussion, wenn nicht durch regelmäßige Wartung und Reinigung, gegebenenfalls Biozideinsatz, Verdampfung statt mechanischer Luftbefeuchtung oder Sterilwasser eine mögliche Legionellenübertragung verhindert wird.Eine thermische Desinfektion durch eine dauerhafte Aufheitzung des warmen Wassers auf Temperaturen über 60°C ist wegen des hohen Energieaufwands und der erhöhten Verbrühungsgefahr an den Entnahmestellen in der Praxis nicht sinvoll. Zwar würden bei einer Kesseltemperatur von 70°C die Legionellen zuverlässig abgetötet, jedoch könnten bei schadhafter Isolierung z.b. benachbarte Kaltwasserleitungen unbemerkt auf "Überlebensniveau" temperiert werden und latent verkeimen.